
2017 feiern wir das groĂe JubilĂ€um des Fahrrads, das vor 200 Jahren von Karl Drais in Baden-WĂŒrttemberg erfunden wurde. Zu Ehren dieses Events finden dieses Jahr Veranstaltungen statt, wie zum Beispiel die â2 RĂ€der – 200 Jahre“-Ausstellung im TECHNOSEUM in Mannheim. Einen Ăberblick ĂŒber die Entwicklung des Fahrrads habe ich dir auĂerdem hier zusammengestellt.
Inhaltsverzeichnis
Die Geburtsstunde des ersten Fahrrads

Der aus Karlsruhe stammende Erfinder des Ur-Fahrrads Karl Freiherr von Drais lebte 1785 bis 1851. Er studierte Baukunst, Landwirtschaft und Physik und wurde 1818 von GroĂherzog Carl zum Professor fĂŒr Mechanik ernannt. Er machte sich als Erfinder einen Namen indem er einen Klavierrekorder, die erste Tastenschreibmaschine und vor allem das Ur-Fahrrad, auch Laufmaschine oder Draisine genannt, erfand. Dies war das erste Prinzip ein Zweirad mit beiden RĂ€dern auf einer Spur zu bewegen.
Der Grund fĂŒr diese Erfindung war der Hafer- und allgemeine Futtermangel, verursacht durch den Vulkanausbruch Tamboras, der fĂŒr den buchstĂ€blich verhagelten Sommer im Jahr 1816 sorgte. Viele Pferde starben an der resultierenden Futterknappheit, die bis dato das Fortbewegungsmittel Nummer eins waren.
Das Vorankommen musste demnach nun anderes bewerkstelligt werden, woraufhin Karl Drais zunĂ€chst vierrĂ€drige Wagen mit TretmĂŒhlen erfand und schlussendlich die Draisine, mit der er am 12. Juni 1817 seine erste Ausfahrt unternahm. Mit dieser Jungfernfahrt stellte er das neue GefĂ€hrt erstmals dem Publikum vor. Das Laufrad erreichte bei dieser Fahrt eine Geschwindigkeit von beachtlichen 15 Kilometern pro Stunde.

Entwicklungen Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts
Fast 50 Jahre passierte im Bereich Zweirad nichts weiter. Erst als der französische Wagenbauer Pierre Michaux auf der Weltaustellung 1867 sein Tretkurbelrad Velocipede vorstellte, wurde die Entwicklung fortgesetzt. Das Velocipede bestand aus einem massiv geschmiedeten Rahmen und hölzernen RÀdern. An das Vorderrad wurden die ersten Pedale montiert.

Der nĂ€chste Schritt ging hin zum Hochrad. Nachdem Eugene Meyer das Stahlspeichenrad erfunden hatte und der Trend zum immer kleiner werdenden Hinterrad nicht aufzuhalten war, entstand das Hochrad Mitte der 1870er, das ĂŒber ein sehr viel gröĂeres Vorderrad verfĂŒgte. Einen Standard fĂŒr heutige FahrrĂ€der setzte das Hochrad dennoch: Hartgummibereifung, Stahlfelgen- und speichen sowie Hohlrohre.

Leider konnte sich der normale BĂŒrger ein Hochrad zu damaliger Zeit nicht leisten und so blieb dieses VergnĂŒgen zunĂ€chst nur den Wohlhabenden vergönnt. Jedoch war die Sturzgefahr buchstĂ€blich erhöht, sodass sich das Hochrad zurĂŒckentwickelte, hin zum Niederrad. Und damit hatte das Fahrrad auch Einzug in die Mittelschicht.
Die Neuerungen waren Kettenantrieb, Tretkurbel nun zwischen Vorder- und Hinterrad, nicht mehr nur am Vorderrad, und der damit resultierende weiter nach hinten verlagerter Sattel. Der Diamantrahmen wurde 1880 fĂŒr das Niederrad konstruiert und ĂŒberzeugte sowohl in Statik als auch in Ăsthetik, sodass dieser noch heute als weiterer Standard vorzufinden ist. 1885 wurde das Sicherheits-Niederrad patentiert.

Auf- und Abschwung des Fahrrads im 20. Jahrhundert
Mit der Industrialisierung und dem Einsetzen der Massenproduktion des Fahrrads wurde dieses zum am meist benutzten Transportmittel Anfang des 20. Jahrhunderts. Nun war das Rad auch fĂŒr die Arbeiterklasse erschwinglich, welche es fĂŒr die durch die Urbanisierung lĂ€nger gewordenen Arbeitswege von ihrer Wohnungen zu den Fabriken nutze. Aber auch fĂŒr den Urlaub wurde das Fahrrad mitgenommen; Radwege entstanden mehr und mehr.
Daneben formierten sich die ersten Fahrradclubs in den gehobeneren Gesellschaften; auĂerdem wurden erstmals Fahrradkuriere eingesetzt, um Telegramme zu ĂŒbermitteln.
Frauen aus der Oberschicht mussten anfangs allerdings noch um ihr Recht auf das Fahrrad kĂ€mpfen, da das Radfahren als unweiblich galt. Die langen Röcke standen ihnen beim Fahren im Wege, aber die Mutigen unter ihnen lieĂen sich davon nicht abhalten: Sie begannen Hosenröcke oder gar Hosen zu tragen, was groĂes Aufsehen erregte – leider im negativem Sinne. Doch die Fahrradindustrie reagierte und die ersten DamenrĂ€der ohne Querstange wurden produziert, was das Radfahren mit Rock erheblich erleichterte.

War das Fahrrad endlich in der breiten Bevölkerung angelangt, kam auch schon der Abschwung. Ursache dafĂŒr war die Motorisierung und der Beginn der aufblĂŒhenden Automobilindustrie. Schon in den 1920ern wurde in den USA das Fahrrad durch das Auto ersetz. In Deutschland hielt sich das Rad zwar bis Mitte des 20. Jahrhunderts, jedoch war 1960 der allgemeine Wohlstand soweit erreicht, dass sich nun auch hier nahezu jeder ein Auto leisten konnte. Dieses galt nunmehr als schick und als Statussymbol. Man denke nur an Volkswagen oder den Trabant.
Erst in den 1970ern gewann das Fahrrad mit der Ălkrise an Aufmerksamkeit zurĂŒck. Das aufkommende Umweltbewusstsein brachte die Fahrradkultur wieder zu einem neuen Aufschwung; dazu kam die Entwicklung der gesamten Radfahrinfrastruktur. Der Ausbau der Radwege folgte und fĂŒr FahrradabstellplĂ€tze wurde gesorgt.
Das Fahrrad heute
Diese Entwicklungen dauern bis heute an. FahrradabstellplÀtze werden aufgrund von Platzmangel und steigender Fahrraddichte zu ganzen FahrradparkhÀusern. Des Weiteren wurden Gangschaltungen verbessert und verschiedene Modelle in nahezu allen Preiskategorien auf den Markt gebracht. Die Motorisierung hat nun auch Einzug in die moderne Fahrradindustrie erhalten und Umweltbewusstsein, gesunde und aktive Lebensweise sowie das Fahrrad als modisches Designer-Accessoire waren nie so populÀr wie derzeit.

Vor allem die junge Bevölkerung setzt in StÀdten immer mehr auf das Fahrrad als Fortbewegungsmittel als auf das Auto. Aber auch in Familien gewinnt das Fahrrad zunehmend an Bedeutung. Schicke RennrÀder, multifunktionale KinderfahrradanhÀnger, Pedelecs und bald auch Smart-Bikes sind die Gegenwart und Zukunft des Fahrrads.
Freuen wir uns auf 200 Jahre auf und ab des Fahrrads und seine verheiĂungsvolle Zukunft!
Titelbild: Collage aus Bildern der „2 RĂ€der“-Ausstellung, TECHNOSEUM
Vielen Dank fĂŒr die tollen Impressionen und Details. Erstaunlich welchen rasanten Fortschritt die Technik gemacht.
Das Tretkurbelrad von Michaux hat es mir ganz besonders angetan :D
Ich liebe alte RĂ€der und habe erst vor kurzem das ganz ganz alte Rad meiner Mutter entdeckt. Ich denke das ist aus dem Jahr 1940?! Seitdem wollte ich unbedingt mehr ĂŒber RĂ€der und deren Geschichte wissen und habe angefangen mich online zu informieren. Ich bin froh auf diesen Beitrag gestoĂen zu sein. LG Josefine