Auswirkungen der günstigen asiatischen Fahrradhersteller auf den Markt: Meine Sicht der Dinge

Niubility B14s Klapprad

In den letzten Jahren hat sich der Markt für Fahrräder stark verändert. Besonders auffällig ist der zunehmende Einfluss asiatischer Hersteller wie CMaceWheel, DYU, ENGWE, Himiway, Lankeleisi und Mokwheel. Viele der neuen Modelle, die auf den Markt kommen, sind erschwinglich und bieten trotzdem solide Qualität. In Kommentare zu meinen Testberichten und Videos lese ich oft, dass diese günstigen Fahrräder einen schlechten Ruf haben, es hierfür keinen Service gibt usw. Doch ich sehe das nicht so – und dafür gibt es gute Gründe.

Günstig heißt nicht gleich schlecht

Einer der Hauptgründe, warum viele Menschen skeptisch gegenüber den preiswerten Fahrrädern aus Asien sind, ist der vermeintliche Qualitätsverlust. Doch bei genauerer Betrachtung wird schnell klar, dass diese Fahrräder gar nicht so schlecht sind, wie oft behauptet wird.

Der größte Teil dieser Bikes besteht aus Bauteilen, die bereits standardisiert und weit verbreitet sind. Das bedeutet, dass man für fast jedes Bauteil, sei es der Motor, die Steuerung oder der Akku, Ersatz im Internet findet. Diese Komponenten werden von renommierten Zulieferern hergestellt und in vielen anderen Markenrädern verbaut. Der Rahmen ist oft das Einzige, was wirklich im Auftrag des jeweiligen Anbieters speziell gefertigt wird. Das heißt, der entscheidende Unterschied liegt im Zusammenstellen der Komponenten und nicht in der Qualität der Einzelteile.

Dank dieser Standardisierung sind diese Fahrräder nicht nur erschwinglicher, sondern auch einfach zu reparieren. Man muss nicht in die Tasche greifen, um teure, markenspezifische Ersatzteile zu kaufen. Diese Offenheit der Systeme bietet eine gewisse Flexibilität, die ich sehr schätze. An fast allen Fahrrädern kann man normierte Bauteile einbauen und somit auch sein System aufrüsten bzw. tunen.

Die Kehrseite ist, dass die renommierten Markenhersteller viel Geld in die Entwicklung der Konzepte ausgeben und somit Innovation fördern. Innovation passiert über Entwicklung und diese ist sehr teuer. Entsprechend wird sich die Technologie nur weiter entwickeln, wenn es auch Anbieter gibt, die in neue Technologien investieren und üblicherweise teure Produkte anbieten, um dies zu finanzieren. Marken wie Specialised haben einen technischen Vorsprung durch die eigene Entwicklung und daher unterstütze ich diese auch. Die Anbieter der Mittelklasse wie Cube, Canyon und Rose haben es sehr schwer, denn hier werden hochwertige Komponenten zusammengestellt, aber das Geld für eigene innovative Entwicklungen fehlt, so dass man sich schwerer von den günstigen asiatischen Anbietern differenzieren kann.

Mokwheel Asphalt E-Bike im Test

Die Zukunft des Fahrradmarkts

Ich sehe eine klare Tendenz, die sich in den nächsten Jahren noch verstärken wird: Die Fahrradbranche wird sich weiter in Richtung Serviceorientierung entwickeln. Der Grund dafür ist einfach: Die Mittelklasse ist bei vielen Konsumgütern, nicht nur bei Fahrrädern, fast vollständig weggebrochen. Übrig bleiben meist entweder günstige Einstiegsmodelle oder teure High-End-Produkte. Diese Entwicklung zwingt auch den Fahrradhandel, sich anzupassen.

Immer mehr Werkstätten und Händler spezialisieren sich darauf, auch günstige, asiatische Modelle zu warten und zu reparieren. Da die Bauteile dieser Räder standardisiert sind, können sie ohne Probleme in freier Werkstattarbeit verbaut werden. Dadurch entstehen immer mehr Serviceanbieter, die sich auf den Einbau und die Reparatur solcher Komponenten konzentrieren – eine Entwicklung, die für den Markt insgesamt positiv ist.

Leider scheint nicht jeder Fahrradhersteller und vor allem deren Händlernetz diese Entwicklung zu verstehen. Viele Marken und Händler konzentrieren sich weiterhin nur auf den Service für ihre eigenen Produkte. Diese Strategie halte ich für falsch. Langfristig verlieren sie dadurch Marktanteile, weil die Kunden lieber zu den servicestarken Wettbewerbern gehen, die auch beim Neukauf oder bei Ersatzteilen ihre erste Anlaufstelle sind.

Fazit

Die wachsende Präsenz asiatischer Fahrradhersteller verändert den Markt. Diese Veränderung ist nicht unbedingt negativ, sondern bietet Chancen – vor allem im Servicebereich. Die Standardisierung der Bauteile macht es möglich, dass Fahrräder unabhängig vom Hersteller repariert werden können. Ich glaube, dass sich der Markt in diese Richtung weiterentwickeln wird. Der Fokus wird mehr und mehr auf den Service und weniger auf den reinen Verkauf gelegt. Wer das versteht und sich entsprechend positioniert, wird auch in Zukunft erfolgreich sein.

Eure Meinung interessiert mich. Hinterlasst gerne einen Kommentar.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*