Kolumne: Mensch, mach dir ne Fahne dran!

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Da war er, der rüstige Rentner, umgeben von seinen Zeitgenossen. Gemeinsam kommen sie in einer Gruppe den Berg heruntergerollt. Nebeneinander, die ca. 3 Meter breite Fahrbahn in Zwei- bis Dreierreihe ausfüllend. Während die mittsechziger Damen fröhlich im Fahrtwind schnattern, wartet Kevin (Name frei erfunden) schon aus der Distanz auf mich.

Bestimmt noch zwanzig Meter vor mir – er kommt mir ja mit seiner Gruppe entgegen – brĂĽllt Kevin los: „Mensch, mach dir ne Fahne dran!“ Ich halte am Rand an und warte. Vielleicht möchte er ja auch anhalten und mir erzählen was los ist. Stattdessen rollt der Trupp um Kevin an mir vorbei und er brabbelt was von „man sieht dich gar nicht auf deiner Kiste“.

Wenn ich etwas nicht sehe, dann ist es Kevins Helm. Aber wie er mir mitteilen konnte, dass er mich nicht sieht und woher er weiĂź, dass ich keine Fahne am Liegerad habe, ist mir bis heute unklar. Ich befĂĽrchte er ist ein Cheater und belĂĽgt mich. Bestimmt hat er mich gesehen. :)

Braucht man wirklich einen Wimpel am Liegerad?

Es ist eine Glaubensfrage. Und eine Fahne ist auch eine optische Entscheidung. Wer wie ich, i.d.R. nur außerhalb der Stadt und abseits von öffentlichen Straßen unterwegs ist, muss sich zum Beispiel keine Gedanken über das hervorstechen hinter parkenden Autos machen. Generell muss man sich um Autos dann keine Gedanken machen.

Und was bewirkt eine Fahne eigentlich? Gegenverkehr sieht eine Fahne von vorne nicht wirklich. Wer mir folgt sieht sie auch nicht wirklich. Immerhin steht dieser kleine Wimpel im Wind und somit nahezu immer kerzengerade nach hinten weg. Sichtbar ist er nur von der Seite.

Ich bin der Meinung, auch ohne Fahne sehr sicher unterwegs zu sein. Mit einer Fahne würde ich andere Verkehrsteilnehmer nur stören. Fahre ich etwa unter niedrigen Bäumen durch, streift die Fahne die Blätter und Äste. Diese, aber auch die Fahne selbst, könnten dann nachfolgende Verkehrsteilnehmer stören oder sogar verletzen. Will ich das? Nein. Möchte Kevin das verantworten? Ich hoffe nicht.

Wenn man sich wirklich was gönnen möchte, durch man gut sichtbar wird, dann ist es ein Helm in knalliger Farbe. Wer unbedingt einen Wimpel will, sollte stattdessen auf eine richtige Flagge setzen. Die Chance damit gesehen zu werden ist wesentlich größer. Und dennoch, es bleibt eine Glaubensfrage.

Viel Sicherheit geht damit einher, dass man als Verkehrsteilnehmer vorausschauend und der Situation beherrschend unterwegs ist. Wer in Dreierreihe eine ganze Fahrbahn fĂĽr sich beansprucht und in dieser Formation vielleicht sogar auf Rad- und Wanderwegen die Kurven schneidet, sollte sich um ganz andere Dinge sorgen, nicht aber um einen Wimpel an meinem Liegerad.

Viele GrĂĽĂźe an Kevin.

4 Kommentare

  1. Wer ein so großes Trike nicht sieht, der überfährt auch kleine Kinder die hinter einem Ball herlaufen. Insofern sollte er den FS abgeben und freiwillig nicht mehr fahren. Der Wimpel für mich an Ampeln überlebenswichtig! Wenn ein Trike bei rot vor dem SUV steht hat der Fahrer desselben mit den vielen Nebenbeschäftigungen bei grün vergessen, dass da noch einer vor ihm ist.

    • Danke Olaf, dass Beispiel mit dem SUV ist prima. Gefällt mir. Ich finde zwar, auch diesem Menschen gehört der FĂĽhrerschein entzogen, denn wer sich eine Ampelphase lang nicht konzentrieren kann, hat auf der StraĂźe nichts verloren, aber darum geht es ja nicht.

      Es geht ja um die eigene Sicherheit. Da ist nicht wichtig wie unaufmerksam andere sind, sondern wie man sich selbst schützt. Deshalb gefällt mir dein Beispiel sehr, sehr gut!

      Viele GrĂĽĂźe hinauf zur Ostsee.

  2. Auch ich werde immer wieder von wohl meinenden Menschen auf meinen fehlenden Wimpel hingewiesen. Hier soll dann oft sie Schuld am eigenen Versagen auf den anderen abgewälzt werden. Das gilt fĂĽr Wimpel – ich konnte den nicht sehen -,wie auch fĂĽr Helm – ich hab den zwar umgenietet aber am Schädel-Hirn-Trauma ist der selber schuld – oder auffällige Papageien-Kleidung – der war ja quasi unsichtbar, das hat der nun von seiner Tarnung.

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